CopeCart: Coaching-Forderung erfolgreich abgewehrt

Seit einigen Monaten locken sogenannte „Business-Coaches“ in den sozialen Medien junge Menschen mit vermeintlich schnellem Geld und Reichtum. Die Coaches verkaufen ihrer jungen Zielgruppe Schulungen für meist vierstellige Summen. Die Schulungsvideos sind vielfach unprofessionell und planlos erstellt von angeblich höchst erfolgreichen Unternehmern, die aber gerade um die 20 Jahre alt sind und die Seminare mit ihrem wackeligen Smartphone aufnehmen.

Das Geheimnis des „Erfolgs“ liegt vor allem darin, eben jene Schulungen, auf die der Kunde hereingefallen ist, wiederum anderen weiterzuverkaufen und dafür Provision einzustreichen. Dies kann ein strafbares Schneeballsystem darstellen, von dem bekanntlich allenfalls die oberste Spitze profitiert. Deutsche Staatsanwaltschaften ermitteln daher in vielen dieser Coaching-Fälle. Abrechnungsdienstleister solcher Coaches ist die Berliner CopeCart GmbH, mit der die vermeintlichen Verträge geschlossen werden. Zahlen die Kunden nicht, beauftragt CopeCart das Inkassobüro „Diagonal Inkasso“ (das erfahrungsgemäß schon daran scheitert, eine ordnungsgemäße Vollmacht nachzuweisen).

In einem von mir vertretenen Mandat ging es um über die Website Secretsalessystem.de angebotene Schulungsvideos des CopeCart-„Coaches“ Joshua Kokoume aus Mühlheim an der Ruhr, der sich wenig später in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt haben will. Das Prinzip ist allerdings bei den verschiedenen Coaches vergleichbar. CopeCart forderte von meinem 18-jährigen Mandanten eine hohe vierstellige Summe für ein Online-Coaching. Angeblich bestehe auch kein Fernabsatz-Widerrufsrecht, weil der Kunde bei seiner Bestellung darauf verzichtet habe. Dies ist jedoch erstens rechtlich falsch, zweitens war der Vertrag anfechtbar und drittens war er bereits mangels Zulassung nichtig. Zudem wurde in den Videos illegale Kaltakquise empfohlen. Auf eine entsprechende Mitteilung von mir nebst Inaussichtstellung einer gerichtlichen Klärung teilte CopeCart mit, die Angelegenheit werde hiermit „eingestellt“.

Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann produzierte zu CopeCart und „Business-Coaches“ eine Sendung, die durchaus auf wahren investigativen Grundlagen beruht. Ferner zeigt der Investigativ-Youtuber MiiMii ausführlich, wie vermeintliche Finanz-Gurus in sozialen Medien mit Mietautos, Airbnb-Wohnungen und fremden Fotos Reichtum vortäuschen und ihre Kunden irreführen.

Nachtrag 10.02.2024: Inzwischen konnten weitere Forderungen wegen Copecart-„Bussiness-Coachings“ wie Lukas Lindler abgewehrt werden.

Nachtrag 26.02.2024 – Kosten: Die Vertretungskosten belaufen sich auf rund 454 Euro (inklusive Umsatzsteuer). Der Betrag ist, wenn es Ihre erste Beauftragung ist, als Vorschuss auf ein zu nennendes Konto zu überweisen. Sie erhalten eine Rechnung. Zahlungen an Copecart können dann eingestellt werden.

Nachtrag 15.04.2024: Der Zahlungsanbieter Klarna hat inzwischen mitgeteilt, seine Zusammenarbeit mit CopeCart beendet zu haben.

Nachtrag 28.04.2024: Wenn Sie sich für seriöse Selbstständigkeit interessieren, die auch sukzessive und/oder neben einem weiteren Beruf oder einer Ausbildung (unter Umständen auch für Minderjährige) und/oder testweise möglich ist, und Sie aus dem Raum Wiesbaden kommen, schauen Sie doch unverbindlich beim Gründerfrühstück vorbei, gefördert vom Land Hessen, und vernetzen Sie sich mit anderen jungen Gründern. Ich selbst habe früher mit dem „Praxisbuch Existenzgründung“ von Svenja Hofert begonnen. Falls Sie Verträge, AGB, arbeitsrechtliche Beratung und ähnliches benötigen, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Nachtrag 05.06.2024: Einige „Coaches“ scheinen von CopeCart zur Digistore24 GmbH gewechselt zu haben. Auch diese Verträge sind angreifbar.

Nachtrag 17.06.2024: „Business-Coaching“ für 69.000 Euro gefällig? Lesen Sie hier.

Nachtrag 27.06.2024: Es fällt auf, dass die Coaches dasselbe Coaching unbemerkt zu sehr unterschiedlichen Preisen verkaufen – je nachdem, wie viel beim Betroffenen „zu holen“ ist.

Nachtrag 23.08.2024: Copecart tritt auch bei neuen Verträgen teils unter falschem Namen auf, etwa „SPR Media GmbH“. Eine Abfrage beim Registergericht ergibt, dass dies bis 2018 die Firmenbezeichnung Copecarts war.

Nachtrag 10.10.2024: Der Coach May Frey von der Closer Connection soll einem ehemaligen Kunden mitgeteilt haben, das Vorgehen gegen seine Verträge sei bekanntermaßen aussichtslos. Tatsächlich beträgt meine Erfolgsquote gerade gegen die Closer Connection 100%. So ist das, wenn man als vermeintlicher Business-Profi nicht einmal selbst Verträge abschließen und abrechnen kann und der damit beauftragte Dienstleister Copecart seit Jahren dieselben Rechtsfehler macht.

Weitere mögliche Anbieter von Coaching-Verträgen, deren Verträge Sie prüfen lassen können: